Aus dem Zeughaus
Bei „Zeug“ handelt es sich um ein Wort, welches im Mittelalter ein Überbegriff für ein Sammelsurium an Dingen darstellte, welche man im kriegerischen Konflikt benötigte: Waffen, Rüstzeug, Kanonen, etc. und Zubehör im weitesten Sinne.
Salpeter, Holzkohle, Schwefel
Schwarzpulver besteht grob aus 75% Salpeter, 15% Holzkohle und 10% Schwefel, wobei die Mengenverhältnisse varieren können, je nach Verwendungszweck. Die Bestandteile wurden in Pulvermühlen fein zermahlen und gleichmässig vermischt. Anschliessend wurde es angefeuchtetund, gepresst und erneut gemahlen. Bereits im 15. Jahhundert war das Körnen vom Pulver bekannt. Dennoch musste der Schütze häufig sein Pulver erneut wieder aufbereiten, weil sich z.B. durch Transport in Fässern sich die Bestandteile des Pulvers getrennt hatten. Darüber hinaus musster der Schütze das Pulver seinem Bedürfnissen anpassen, z.B. fein gemahlen, um es als Zündkraut zu verwenden.
Man geht heute davon aus, dass sich Schießpulver unanbhänig voneinander an mehreren Orten erfunden wurde. Die ältesten Nachweise für eine schwarzpulverartige Substanz kennen wir aus China, ca. um 1044.
Dem Franziskanermönch Berthold Schwarz schreibt man zu, dass er das Schießpulver in den 1350er Jahrenin Deutschland erfunden haben soll.
Von Handrohren und Handbüchsen
Von Handrohren und Handbüchsen redet man, wenn man Büchsen meint, die in der Hand gehalten und in der Regel von einem Schützen alleine bedient werden können, sprich: Laden, Anlegen und Zünden, bzw. Abfeuern.
In den historischen Quellen finden wir keine einheitlichen Begriffe. Büchse, Püchse, Busse, … alles meint Schwarzpulverwaffen, kleine wie große.
Wir unterscheiden Handbüchsen nach ihrer Bauart: Stangenbüchsen, Hakenbüchsen und Stabringbüchsen.
Stangenbüchsen sind auf einem Stiel, bzw. auf einer Stange gesteckt. Der Schütze kann beim Anlegen der Waffe, die Büchse über die Schulter legen oder sie unterm Arm einklemmen und mit der anderen Hand zünden.
Hakenbüchsen verfügen über einen schweren Haken. Der Schütze hat beim Auflegen der Büchse, z.B. auf einem Mauervorsprung, die Möglichkeit seine Waffe „einzuhaken“, um mit dem Haken den Rückstoß beim Abfeuern besser aufzufangen.
Von Stabringbüchsen reden wir, wenn die Büchse von der Bauart eher dem eines Holzfasses entspricht. Diese Büchsen bestehen aus rechteckigen oder trapezförmigen Eisenstäben, um denen eiserne Ringe aufgeschrumpft wurden.
Manche Büchsen lassen sich auf Grund ihrer Bauart nicht eindeutig zuordnen. Büchsen konnten aus Bronze gegossen sein oder aus Eisen geschmiedet.
Stangenbüchsenschützen aus dem Hausbuch Schloss Wolfegg, ca. 1480
Eine Auswahl unserer Handfeuerwaffen
Bei der Auswahl der hier gezeigten Handfeuerwaffen aus unserem Bestand handelt es sich um Nachbauten. Ein orginalgetreues Erscheinungsbild stand eher im Vordergrund und nicht die historische Fertigung. Viele unserer Büchsen sind staatlich beschossen und können bei Veranstaltungen zum Einsatz kommen.
Pfeilbüchse
Die uns bekannteste Pfeilbüchse ist die bronzene Loshultbüchse, benannt nach ihrem Fundort – Loshult in Schweden. Sie stammt aus dem frühen 14. Jahrhundert und ist damit eine der frühsten uns bekannten Büchsen aus Europa. Ihre Geschosse waren bolzenartige Pfeile. Vermutlich war die Büchse auf einer hölzernen Konstruktion befestigt und gehört daher eigentlich nicht zu den Handfeuerwaffen.
Unsere relativ frei gehaltende Rekonstruktion ist aus Eisen und ein wenig kürzer als ihr Vorbild aus Loshult. Die älteste Abbildung einer solchen Pfeilbüchse kennen wir aus einem Manuskript aus von Walter de Milemente aus England, 1326 – „DeSecretis secretorum Aristotilis“
Original:
Waffenlänge: 300mm
Kaliber: 31mm
Unsere Rekonstruktion:
Waffenlänge: 195mm
Kaliber: 16mm
Berner Hakenbüchse
Das Original ist vermutlich aus dem frühen 15. Jahrhundert, der eiserne Haken wurde vermutlich erst gegen Ende dem 15. Jahrhundert, bzw. zu Beginn dem frühen 16. Jahrhundert hinzugefügt. Unsere Rekonstruktion entspricht relativ dem Original, ist jedoch in den gesamten Ausmaßen etwas größer ausgefallen, was auf mangelnden Daten beruhte. Unsere Büchse ist scharf beschossen. Die original Büchse liegt im historischem Museum Bern.
Original:
Waffenlänge: 952mm
Lauflänge: 185mm
Kaliber: 20mm
Unsere Rekonstruktion:
Waffenlänge: 1240mm
Lauflänge: 250mm
Kaliber: 25mm
Tannenbergbüchse – Stangenbüchse
Die Tannenbergbüchse muss vor 1399 entstanden sein. Die Burg Tannenberg wurde 1399 zerstört, in dessen Ruinen die Büchse gefunden wurde. Die Büchse war aus Bronze gegossen und hat einen achtkantigen Lauf. Unsere Rekonstruktion ist aus Messing gefertigt, um der Optik des Originales sehr nahe zu kommen.
Die Tannenbergbüchse ist in der heutigen Fachliteratur sehr gut erschlossen. Das Original liegt im Germanischen Museum in Nürnberg.
Original:
Waffenlänge (ohne Stab/Stange): 320mm
Kaliber: 17,3mm
Unsere Rekonstruktion:
Waffenlänge (ohne Stab/Stange): 320mm
Kaliber: 16mm
Eiserne Hakenbüchse
Das Vorbild zu dieser Büchse liegt im historischem Museum Bern und wird in die Mitte des 15. Jahrhunderts eingestuft. Die Büchse ist sehr massiv und es mach keinen Spass, sie umher zuschleppen.
Original:
Waffenlänge: 1225mm
Lauflänge: 510mm
Gewicht: 6,34kg
Kaliber: 25mm
Unsere Rekonstruktion:
Waffenlänge: 1180mm
Lauflänge: 490mm
Gewicht:
Kaliber: 25mm
Regensburger Hakenbüchse
Leider ist uns bisher zu dem Original der „Regensburger Hakenbüchse“ wenig bekannt, ausser einige kurze Erwähnungen und Abbildungen in der einschlägigen Fachliteratur. Sie stammt wohl aus dem 14. Jahrhundert – die Schildzapfen wurden vermutlich erst im 16 Jh. ergänzt.
Unsere Rekonstruktion:
Waffenlänge: mm
Lauflänge: mm
Gewicht:
Kaliber: mm
Arkebuse
Unsere Arkebuse aus der Zeit der Bauernkriege, dessen Vorbild ca. 1520 bis 1525 entstand, kommt vermutlich aus Deutschland und befindet sich jetzt in einer Privatsammlung. Unsere Rekonstruktion ist scharf beschossen. Gefertigt wurde die Arkebuse von „Old Guard Manufacture“ in Polen und in Deutschland dann von einem Büchsenmacher für das Beschussamt aufbereitet (Zündloch bohren, etc.).